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Medienkonferenz Linz 1999 - Kurskorrekturen zur Kultur- und Medienpolitik

Wer hierzulande Politik für die Gestaltung des gesellschaftlichen Instruments der Medien macht, das weiß eigentlich niemand so genau. Allfällige Eingriffe erweisen sich bestenfalls als ungeordnetes Ergebnis diverser Teilpolitiken, allen voran der Wettbewerbs- und Wirtschaftspolitik, und folgen unbeirrt der Logik ökonomischer Verwertung. Hier treten Defizite und Versäumnisse zutage, deren Tragweite dann besonders deutlich sichtbar wird, wenn - wie im Falle der Aufhebung des öffentlich-rechtlichen Rundfunkmonopols - die Dynamik der Liberalisierung nicht sogleich auch den erklärten Willen nach sich zieht, dem gegenwärtigen Trend der Medienkonzentration entschlossen Einhalt zu gebieten und Wege des regulativen Ausgleichs zu beschreiten.




In einer ersten Fassung vom sogenannten "Weißbuch zur Reform der Kulturpolitik in Österreich" wurden seitens der Kunstsektion im Bundeskanzleramt unter anderem Anregungen zu einer Neuorientierung in der Verantwortung für den komplexen Bereich der Medien vorgestellt. Damit hat - wenn auch in dieser Frage nur als punktueller Denkanstoß - eine bereits lange Jahre ausgesprochene Forderung in die Optionensammlung Eingang gefunden, die insbesondere aus dem Feld der sogenannten Freien Szene unaufhörlich lauter wird. Die Forderung nach einem kulturpolitischen Verständnis von Medienpolitik. Gleich, ob im Bereich der Printmedien, der Freien Radios oder der Contentprovider beim Vordringen in die virtuelle Welt der digitalen Kommunikation - die österreichischen Kultur- und Medieninitiativen gehen immer selbstbewußter dazu über, das eigene Profil an den neuen Herausforderungen einer globalen Entwicklung auszurichten. Mit Ecken und Kanten steht ihr Postulat jetzt einer zunehmenden Merkantilisierung unserer Informationsgesellschaft gegenüber, als Entwurf einer zivilgesellschaftlich gefaßten Medienlandschaft in vielfältiger Form, mit uneingeschränkter Meinungsfreiheit in lokaler Verankerung, mit der gleichberechtigten Akzeptanz kultureller und künstlerischer Inhalte in freien und nicht-kommerziellen Medien.

Einspruch und Widerspruch wurden in den vergangenen Jahren ganz gezielt in Übereinstimmung von Kultur und Medien vorgetragen. Dieses Ineinandergreifen der Initiativen beider Bereiche hat sich auch überaus bewährt. Medienpolitische Themen finden sich deshalb etwa im "Klimawechsel" an ganz zentraler Stelle, in jener Sammlung grundsätzlicher Überlegungen und daraus abgeleiteter Erfordernisse, mit der die IG Kultur Österreich für eine "neue Politik kultureller Differenz" eintritt. Schon zuvor wurde der Vorteil dieser Nähe zueinander in einem Beispiel ganz konkret: Die enge Anbindung an die Interessenvertretungen im Kulturbereich stärkte die Freien Radios in der oftmals existenzgefährdenden Phase des Sendestarts, nun wird die Zusammenarbeit auch bei den Verhandlungen zur weiteren Konsolidierung fortgeführt. Demzufolge ist mittlerweile selbst auf höchster Ebene die Einsicht zu vernehmen, daß man die gesellschaftliche Funktion der Freien Radios bislang schlicht verkannte. Nämlich offene Zugänge zu schaffen und damit die Aktivierung von Beteiligung in einem selbstbestimmten Raum, der als drittes Standbein - neben dem ORF und den kommerziell ausgerichteten Privatstationen - das gegenwärtige Gefüge zu einem
trialen Rundfunksystem erweitern soll. Dieses Modell sucht schließlich auf die immer tiefer greifende Sklerose demokratischer Öffentlichkeit heilsam einzuwirken, allerdings nicht blauäugig, denn man hat gerade von den Erfahrungen aus dem Bereich der alternativen Publizistik, aus der "lex Khol" und ihren Auswirkungen auf das ohnehin viel zu gering dotierte Förderwesen, einiges gelernt.

Den zur Zeit aktuellsten Nachweis einer sinnvollen Verknüpfung kultureller Anliegen mit Aspekten der Medienentwicklung bilden die programmatischen Akzente für das Aktionsgebiet des Cyberspace.
NETZ.KULTUR.ÖSTERREICH nennt sich das Ergebnispapier einer
gleichnamigen Tagung, die gegen Ende des Jahres 1998 von der Virtuellen Plattform Österreich, einer erst vor kurzem gegründeten Pressure-group für die Anwendung von Medienkunst in emanzipatorisch begründetem Networking, in enger Zusammenarbeit mit den Vertretungen der Kulturinitiativen veranstaltet wurde. Auf gelbem Hintergrund liegt jetzt der gemeinsame Wille zugleich als Warnung vor, daß man die gesellschaftliche Aufspaltung in "User" und "Loser", das Überhandnehmen von Machteliten und Desinformation, weder einfallslos noch tatenlos zur Kenntnis nehmen will. Das erfordert natürlich ein Umdenken in Verwaltung und Politik. Doch um den vielschichtigen Implikationen neuer Technologien mit geeignetem Weitblick Rechnung tragen zu können, ist zuvor eine offensive Bewußtseinsbildung nötig. Der Erfahrungsschatz einer stetig steigenden Initiativenzahl an der Schnittstelle von Kunst, Kultur und Neuen Medien läßt jedenfalls jetzt schon ganz zentrale Schlüsse zu: Direkte Kommunikation, vernetzte Interaktion und damit der rege Austausch kultureller Inhalte, setzt ausreichende Bandbreite und offene Zugänge zu digitalen Netzwerken voraus. Aktive und an Inhalten orientierte Teilnahme ist einzig möglich, wenn hochqualitative Strukturen auch außerhalb der Ballungsräume zur Verfügung stehen. Die Perspektive, im virtuellen Raum kulturelle Handlungsfelder zu erschließen, mündet schließlich in die Forderung nach einem Cultural Backbone, nach sinnvoller Ausweitung bestehender Ressourcen und nach gezielter Vermittlung medialer Kompetenz.

Über dieser Ideensammlung zur Herausbildung einer Netzkultur in Österreich steht einmal mehr das zivilgesellschaftliche Prinzip der Selbstorganisation. Ein Ziel, das Kultur- und Medieninitiativen in Zukunft noch stärker aneinander bindet. Einen neuerlichen Höhepunkt im Ineinandergreifen von Kultur- und Medieninitiativen bildet im Zeitraum von 7. bis 8. Mai 1999 eine Medienkonferenz in Linz. Ausschlaggebend ist dabei, auf sehr breiter Basis - im Sinne der Konstitution von Öffentlichkeit - die programmatischen Grundzüge jenes dritten Sektors deutlich aufzuzeigen, der sich durch die zunehmende Verschmelzung der Freien Szene immer deutlicher formiert. Eine Kombination aus Vorträgen und Arbeitskreisen verfolgt den Zweck, grundlegende Leitsätze für deren politische Handhabung zu formulieren. Die zentralen Aspekte: Schaffung
öffentlicher Räume als Voraussetzung für Interaktion in Netzwerken und gesellschaftliche Kommunikation; Gesetzgebung, Förderrichtlinien und ihre Anwendung; Cultural Competence, Medienzugänge, Know-How-Vermittlung und nicht zuletzt das Nachdenken über die weiterführende Bündnisstrategie. Schließlich treten auf Initiative der OÖ. Gesellschaft für Kulturpolitik erstmals der bundesweite Verband Freier Radios, die Virtuelle Plattform und die Vereinigung alternativer Zeitschriften mit der IG Kultur Österreich sowie der Kulturplattform OÖ. gemeinsam auf. Mitgetragen werden die Zielsetzungen vom Renner Institut, der Grünen Bildungswerkstatt sowie von der Linzer Universität für künstlerische und industrielle Gestaltung. Insgesamt also ein Fundament, das in seiner Zusammensetzung nicht nur dem Prinzip der Vernetzung Folge leistet, sondern vielleicht auch einen Hinweis darauf gibt, daß die Freie Szene mit ihren Kurskorrekturen zur Kultur- und Medienpolitik tatsächlich nachhaltige Wirkung zeigt.

updated: 02.05.1999 by Koppi
 
 
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