Fritzpunkt
Büro für theatralische Sofortmassnahmen
Abwesend bei Anwesenheitspflicht
Zum 60. Geburtstag von Marianne Fritz
Aus Anlass des 60. Geburtstages der letztes Jahr verstorbenen österreichischen Autorin Marianne Fritz geben sich die Ehre:
Der Literaturwissenschafter Klaus Kastberger, der sich als Autor und Herausgeber seit Jahren mit den Texten von Marianne Fritz befasst, führt in die Textgelände der Romane Naturgemäss I und II ein, das Theaterkollektiv Fritzpunkt, bekannt für seine Insistenz in Sachen Marianne Fritz auf dem Theater, macht eine Probe aus diesen Textsteinbrüchen hörbar, der Dokumentarfilmer Michael Pilz, eben mit einer Retrospektive im Österreichischen Filmmuseum geehrt, präsentiert als Uraufführung einen Film, der zum allerersten Mal Einblicke in die Fritz'sche Wohnung, in Skizzen und Baupläne der verschiedenen Romane, Fotos und Originaltonaufnahmen von Marianne Fritz gewährt und Claus Philipp, Leiter des Stadtkinos, der diesen Abend mit seinem Interesse initiiert und möglich gemacht hat. Ein, wie wir glauben, würdiges Präsent zum posthumen Geburtstagsfest an alle diejenigen, die die Gelegenheit wahrnehmen möchten, dieser die Wahrnehmungsebenen vielfach herausfordernden Literatur und Autorin zu begegnen.
Zu den Personen:
Marianne Fritz, geboren 1948 in Weiz/Steiermark, gestorben 2007 in Wien. Werke: Die Schwerkraft der Verhältnisse, 1978 / Das Kind der Gewalt und die Sterne der Romani, 1980 / Dessen Sprache du nicht verstehst, 1985 / Naturgemäss I. Entweder AngstschweiÃü Ohnend oder Pluralhaft, 1996 / Naturgemäss II. Es ist ein Ros entsprungen Wedernoch heiÃüt sie, 1998 / Naturgemäss III. Oder doch Noli me tangere 'Rührmichnichtan!', Fragment, unveröffentlicht. Zahlreiche Auszeichnungen, zuletzt Franz-Kafka-Preis 2001.
Klaus Kastberger, geboren 1963, Literaturwissenschafter und -kritiker, wissenschaftlicher Mitarbeiter des Österreichischen Literaturarchivs der Österreichischen Nationalbibliothek und Privatdozent an der Universität Wien. Zahlreiche Publikationen zur deutschsprachigen Literatur des 20. Jahrhunderts sowie zu Methodenfragen der genetischen Interpretation und Edition, Konzeption von Literaturausstellungen und Veranstaltungen, Herausgeber, u.a. von 'Nichtgeschichte, die trotzdem war', Neues Wiener Symposium zu Marianne Fritz (Sonderzahl 1995), letzte Buchveröffentlichung: 'Vom Eigensinn des Schreibens. Produktionsweisen moderner österreichischer Literatur' (Sonderzahl 2007).
Fritzpunkt, Wiener Theaterkollektiv, seit 2002 in Ausschliesslichkeit mit den etwa 10000 publizierten Seiten des Festungsprojektes von Marianne Fritz arbeitend, einem der radikalsten und komplexesten Schreibvorhaben der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur. Öffentliche Aneignung, Lesereihen, Vorträge, Aktionen im öffentlichen Raum und Theateraufführungen sind einige der Formate, die der Fritzpunkt praktiziert und damit eine grundlegende Untersuchung über den Formenkanon des gemeinhin Theater genannten Phänomens führt. Zuletzt die 11 Tage und Nächte dauernde Theatermassnahme 'Dessen Sprache du nicht verstehst' im steirischen herbst 2008.
Michael Pilz, geboren 1943 in Gmünd, NÖ., Fotografie seit 1956, Film seit ca. 1960, Autodidakt, Experimental-, Dokumentar- Spiel-, Industriefilme, Texte, Workshops, Int. Festivals und Preise, u.a. (Auswahl) Wladimir Nixon, 1972 / Langsamer Sommer (mit John Cook), 1976 / Himmel und Erde, 1982 / Feldberg, 1990 / Bridge to Monticello, 1998 / Siberian Diary, 2003 / A Prima Vista, 2008; lebt und arbeitet in Wien.
'... dieser Zeichnungswille war durch nichts zu bremsen, geschweige zu stoppen. Das zu begreifen, das zu fühlen, mag im Satz getrennt werden durch eine Gliederung, wie sie ein Satzzeichen erlaubt, eine Betonung, ein Stimmeheben wie Stimmesenken, ein Atemzug. ... Hier wird der Moment das Ende, das erschreckt entdeckt, nun bin ich mir abhanden gekommen, sodass ich nie aufhören kann. Ein solches verlorenes Ende entwaffnet fürs erste die Zeit, auf dass sie in aller Ruhe explodieren kann, um dann, in sich zusammenzufinden, so dicht, dass nur mehr eine Explosion in aller Ruhe beginne, als könnte ein verlorenes Ende nie enden, was bloÃü logisch, jedoch nicht erträglich, jedoch wirkmächtig ist mit der Grausamkeit, die dem Wort erbarmungslos wie gnadenlos, mitleidlos wie grausam die Buchstaben stiehlt, jedoch nicht das Leben, wie es in diesen Wörtern nicht vermittelt wird.'
Marianne Fritz, NaturgemäÃü I, 1996
Sonntag, 14. Dezember 2008, 19.30
Filmhauskino am Spittelberg
Spittelberg 3
1070 Wien
Eintritt 10 Euro
Kooperation Fritzpunkt und Stadtkino Wien
Mit herzlichem Dank an Otto Dünser
Nähere Informationen unter:
+43 (0)699 11685616
buero@fritzpunkt.at
www.fritzpunkt.at
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Filmhauskino am Spittelberg
Spittelberggasse 3
1070 Wien
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