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Kuba special Film-Literatur-Musik: Prolog


29.01.2011, 15:55

EINTRITT FREI
Ein Samstag im späten Jänner, der Ort ist das AudiMax der TU Wien das HTU-Cinestudio. Da werden Filme gezeigt, aus und bisweilen �ber Kuba. Nicht wenige meinen, nach 17 Jahren sei der 'Filmtag Kuba' zu einer Institution geworden, zu einer Selbstverst�ndlichkeit allemal. Das ist meist als Kompliment gemeint und erweckt doch auch Mi�trauen bei jenen, die ihn betreiben, Institutionen tuen gut daran, sich zu hinterfragen, zumal, wenn sie die Filme eines vor 52 Jahren durch Revolution begr�ndeten Staates zur Schau stellen.

Nach 17 Jahren und 85 Spielterminen nun das: Im letzten Jahr vor dem Umbau des AudiMax erfolgt auch an besagtem Samstag ein Umbau, der aber kein Abbau ist - im Gegenteil. Nicht weniger, sondern mehr: Am 29. J�nner 2011 steht immer noch der Film im Mittelpunkt, aber statt des 18. Filmtages (der nun vielleicht der 17 1/2 ist ... ), wird auch der Literatur und der in Kuba so pr�senten Musik Platz einger�umt. Das geht so: Der Haupttermin um 19.30 bietet nach 2 Kurzfilmen des unvergessenen Santiago Alvarez auch eine Lesung der �sterreichischen Autorin Sylvia Unterrader aus einem noch unver�ffentlichten Manuskript, das Kuba als Ort der Geschehnisse w�hlt. Zum Sp�ttermin schwungvoller Abschluss. Musik aus Kuba, die in aller Welt als Symbol f�r Lebensfreude und Energie gilt. Dies alles bei freiem Eintritt. (f�r 19.30 ersuchen wir allerdings aus organisatorischen Gr�nden um eine Anmeldung unter oekg@utanet.at)

Nicht weniger, sondern mehr: F�r das n�chste Jahr haben wir eine Erweiterung des Konzepts um eine diskursive Ebene angedacht: wie Kuba der Motor des Aufbruchs wider die Zw�nge des von IWF und Weltbank repr�sentierten globale Einheitsbreis in L�ndern wie Venezuela, Bolivien, Brasilien � ist (sein kann) und dabei selbst von dieser Entwicklung profitiert, dar�ber sollte am Vorabend des Kuba special 2012 nachgedacht und gestritten werden. Kultur, Streitkultur. Auch eine Begegnung mit den Werken zeitgen�ssischer K�nstlerInnen Kubas soll im J�nner 2012 erm�glicht werde, die Form der Pr�sentation wird noch zu �berlegen sein. Nicht weniger, sondern mehr: Kuba kann mehr!

Zum Filmprogramm I

Es geht um Entscheidungen: zwischen 1929 und 1959, in der vorrevolution�ren Zeit, m�ssen sich Dario und Javier, S�hne reicher Eltern mit Sympathien f�r die Linke, in Humberto Solas' 1986 entstandenen Film 'Un hombre de exito� (Der Karrierist) f�r oder gegen ihre Klasse entscheiden. Einer bleibt seinen jugendlichen Idealen treu, k�mpft mit den Internationalen Brigaden in Spanien, der andere wird zum aalglatten Karrieristen. (29.1.,16.00) Die kindlichen Freunde Jorgito und Malu entscheiden sich f�r eine Reise ans andere Ende Kubas, um in Cremata-Malbertis 'Viva Cuba!� (Kuba 2005) einander nicht durch die Ausreisepl�ne der Mutter Malus aus den Augen zu verlieren. Sie schaffen es bis zu ihrem Ziel und gelangen zu einem Leuchtturm (Achtung, Symbol!), wo Malus Vater als Leuchtturmw�rter arbeitet. Ein Roadmovie zur besseren Einsicht, in dem die Kinder die Eltern besch�men. (29.1.,18.00h) Die Zivilbev�lkerung im vom Bombenterror betroffenen Vietnam, welche Santiago Alvarez in 'Hanoi, Martes 13' (Kuba 1967) portr�tiert, hat sich entschieden, sich nicht irritieren zu lassen und arbeitet weiter, so als w�ren sie nicht des st�ndlich drohenden Todes gew�rtig. Die Reisernte muss eingebracht werden und die b�se Saat der Angst, darf nicht aufgehen, dass ist ihre Entscheidung. (29.1.,19.30)

Drei Epochen: Die vorrevolution�re Zeit in Kuba, nach drei�ig Jahren kubanischer Revolution von Humberto Solas gleichnishaft reflektiert. Der Krieg in Vietnam und seine Folgewirkungen, beobachtet vom Internationalisten Alvarez. Und: Die Irritationen durch das vermeintliche Gl�ck im Land, wo jeder Schuhputzer zum Million�r wird und die Verunsicherungen der Kinder ob der �ber ihre K�pfe hinweg von den Erwachsenen geschmiedeten Pl�ne im Kuba des beginnenden 21. Jahrhunderts in Cremata-Malbertis 'Viva Cuba!'. Dazwischen liegen Jahrzehnte. Allen drei Filmen gemeinsam ist die Frage nach dem turning point, hinter dem es kein Zur�ck gibt, und der Entscheidung, die getroffen und verantwortet werden muss.

Santiago Alvarez
Zwei kurze Filme �ber gesellschaftliche Moral werden zum Haupttermin von 'Kuba special' 2011 zu sehen sein: 'Hanoi, Martes 13', entstanden 1967, �ber den Beharrungswillen des vietnamesischen Volkes und 'L.B.J:�, eine demaskierende Collage �ber die Selbstinszenierungen des US-Pr�sidenten Johnson, entstanden 1968.

Wie denn, was denn, haben uns Vietnam und ein heuchlerischer Pr�sident mitten im Kalten Krieg, noch etwas zu sagen, weshalb dieses im Hauptprogramm? Wer so fragt, ist nicht nur geschichtsignorant. Naturgem�� ist das keineswegs austauschbar. Doch wer sehen kann, der sehe, Noam Chomsky, damals wie heute ein unbequemer Querdenker, notiert 1967: 'Die j�ngste Geschichte zeigt, dass es uns wenig k�mmert, welche Regierungsform ein Land hat, solange es nur eine offene Gesellschaft bleibt, d.h. eine Gesellschaft, die der wirtschaftlichen . Erschlie�ung durch Amerika offen steht oder seiner politischen Kontrolle unterliegt'. (Noam Chomsky/Vietnam B und die Redlichkeit der Intellektuellen, Kursbuch 9/1967). Damals wie heute die mediale Zuweisung, wo die 'Feinde der Menschheit' wohnen und weshalb sie zu bek�mpfen sind, ohne R�cksicht auf allf�llige 'Kollateralsch�den'. Damals wie heute Selbstinszenierungen der M�chtigen, hinter denen eine Charaktermaske sichtbar wird.

'Geben Sie mir zwei Fotos, einen Schneidetisch und Musik, und ich mache einen Film daraus!' hat Santiago Alvarez einmal gesagt. Wie kaum ein anderer beherrscht er, der legitime Erbe Vertovs, die Kunst der Montage, die sichtbar macht, was verborgen bleiben sollte. Heute w�rde man von 'Gegen�ffentlichtkeit' sprechen, einst hie� das (und ist heute verp�nt), dies w�re ein 'K�nstler mit Haltung'. Die Ver�nderbarkeit des scheinbar Unver�nderbaren zu zeigen, ebenso wie die Durchschaubarkeit des �Unergr�ndlichen�, das interessierte Santiago Alvarez: 'Wenn mich die Leute fragen, warum ich keine fiktiven Filme mache, dann sage ich, es gibt doch keine gro�artigere Fiktion als die Wirklichkeit' (Santiago Alvarez)
location / organization
HTU Cinéstudio
Audimax der TU Wien, Getreidemarkt 9
1060 Wien
http://www.cinestudio.at/ www.myspace.com/cinestudio
oswald@allesfilm.com


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