|
|
Herumzudeuteln gibt es nichts: Das ominöse Jahr 2000 war für die Künstlerinnen und Künstler in Österreich ein schlimmes Jahr. Mit überwältigender Mehrheit hat die Kunstszene die Regierungsumbildung als
"rechtsrechten Ruck" verstanden.
Franz Schwabeneder
"OÖ Nachrichten"-online, 30.12.2000
Mit der FP, so wurde es empfunden, kam eine Partei in die regierungsfähige Legitimierung, die ungeniert Teile der österreichischen Künstlerschaft und des heimischen Kulturlebens verächtlich gemacht hatte. Die Freiheitlichen waren - ob aus Ideologie oder oppositionellem Kalkül ist letztlich gleichgültig - Synonym für
Künstlerfeindlichkeit.
Es war ein schmerzlicher Prozess des Aufwachens. Denn irgendwie hatte sich die Kunstszene schon an diese Situation gewöhnt. Man hatte sich in Sicherheit gefühlt, auf einem Ruhekissen des Geduldeten oder
Gehätschelten. Die FP war Feindbild, aber in der Position weitgehender Ohnmacht. Jetzt hat sie die Hand am machtpolitischen Hebel. Die Kraft des Destruktiven, des Dagegenseins, des Verbietens und nicht Zulassens ist staatspolitisch salonfähig geworden. Bei aller Vielschichtigkeit der Argumente: Nichts hat besser in diese klimatische Befindlichkeit gepasst als der Ausgang der Volksbefragung zum Neubau des Musiktheaters.
Selbstverständlich hat sich Widerstand formiert.Die Kunstszene reagierte auf allen öffentlichen und virtuellen Podien, vom Burgtheater bis zum Internet. Es gab einige sehr schöne Beispiele: die Containeraktion des
deutschen Kultur-Desperados Christoph Schlingensief, der in ebenso schamloser wie bestechender Weise die rechtspopulistischen Kräfte demaskierte. Oder Elfriede Jelineks großartiger, in die Jörg-Haider-Tiefenschichten leuchtender Theatertext "Das Lebewohl". Und dann die Lästigen, die nicht schweigsam geworden sind: IG-Autoren-Kämpfer Gerhard Ruiss zum Beispiel oder die scharfe Kulturpostille aus dem Salzburger Nonntal oder die Texte des oberösterreichischen Autors Walter Wippersberg.
Für Österreichs Künstlerschaft, der seit der Demontage des Kunstministeriums die bekennende politische Stimme fehlt, war 2000 das Erkenntnisjahr, dass man ihr emotional und finanziell zu Leibe rücken kann. Zähigkeit und Wachsamkeit sind für 2001 zu wünschen. Lust, Spaß, Phantasie und Wahnsinn als Kunst-Triebkräfte sowieso.
|
|
updated: 06.01.2001 by werner
|
|
|
|