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Beim Bundeskongreß der ÖVP in Alpbach wird auch die Kulturpolitik diskutiert: Kreativität als Wettbewerbsfaktor dominiert das dazugehörige Positionspapier.
"Die Presse"-online, 13.01.2001
"Kreativität ist zu dem entscheidenden Wettbewerbsfaktor geworden. Der ökonomische Wettbewerb innerhalb Europas und zwischen Europa und Asien bzw. den USA wird auf dem Feld der Kreativität entschieden", heißt es im Konzept für den Standort Österreich zu diesem Thema; das entsprechende
Positionspapier "Kreativität und Wirtschaft" wird an diesem Wochenende beim VP-Bundeskongreß in Alpbach diskutiert.
"Welches Kreativ-Wirtschaftskonzept kann Österreich seine Standortvorteile sichern? Welche Rahmenbedingungen kann der Staat hier schaffen - und wie sieht das Zusammenspiel von Kreativität und
Wirtschaft aus?", so lauten eingangs zu dem Papier die Grundfragen.
Beantwortet werden diese in sieben Thesen zur Kreativwirtschaft: Die Kulturpolitik soll nicht nur die Vielfalt kultureller Ausdrucksformen sicherstellen, sondern auch dafür sorgen, daß sich die Kreativwirtschaft in der Wirtschaft etablieren kann - als zusätzliches Standbein. Gezielte Investitionen in die Kreativwirtschaft stärken "den Wirtschaftsstandort Österreich und seine Wettbewerbsfähigkeit". Der Schlüssel zur Wohlfahrt, zur Gründung von Betrieben, Schaffung von Arbeitsplätzen liege darin, "Kreativität zu organisieren und facettenreich wirksam werden zu lassen", heißt es weiter in den Thesen und: "Die Ökonomie der
Aufmerksamkeit wird zum neuen Zahlungsmittel", das heißt: Die Qualität der Produkte werde durch ihren kreativen Mehrwert, ihre Unverwechselbarkeit definiert, ihre Aura werde "bestimmender Erfolgsfaktor".
Die Kulturpolitik müsse künftig aber auch dafür sorgen, daß Österreich Zugang zu neuen kulturellen Ausdrucksformen wie etwa den Cyberspace hat. Und Österreich müsse seine Kreativität sichtbar machen - in Europa, weltweit. "Alle Politiken sind nur entwicklungsfähig, wenn sie die Organisation von Kreativität als Teil ihres Arbeitsfeldes verstehen", heißt es abschließend im Thesenteil.
"Zeitalter der Netzwerke"
Zuvor wird das Thema allgemein erörtert: Die Kultur wird als zentraler Standortfaktor gesehen, alle Ausdrucksformen seien einbezogen: Film, Fernsehen, Pop, Design, Mode, Werbung, Architektur, die virtuelle Welt. Wobei in letzterer der Markt dominiere: "Die Kulturproduzenten von heute heißen Disney, Benetton, MTV, Bertelsmann. Ihre Produkte prägen Wertmaßstäbe und Lebensgefühl ganzer Generationen." Die Kulturindustrien seien jener Sektor, der am schnellsten wachse im neuen "Zeitalter des Zugangs und der Netzwerke, in dem Ideen der wesentlichste Motor des Geschäftslebens sind", wie der US-Publizist Jeremy Rifkin in seiner letzten Publikation "Access. Das Verschwinden des Eigentums" schreibt. Für ihn zählen zu diesen Motoren u. a. globaler Tourismus, Einkaufszentren, Sport, Spiele, Unterhaltung, Themenparks, Mode, Küche, Wellness. Die kulturelle Produktion werde zum beherrschenden Element im Wettbewerb.
Geistige Beweglichkeit
Österreich verfüge über ein starkes kreatives Potential, so betrage die Wertschöpfung der Musikwirtschaft knapp 30 Milliarden Schilling oder 1,25 Prozent vom Bruttoinlandsprodukt. 41.000 Menschen beschäftige
dieser wichtige Dienstleistungssektor. Aufgabe "einer zukunftstauglichen Politik der ÖVP ist es, jenes Umfeld geistiger Beweglichkeit und damit sozialer Innovation zu schaffen, in dem auch ökonomische Investitionen bessere Voraussetzungen vorfinden. Kulturpolitik wird zur Wirtschafts-, zur Sozial- und zur Technologiepolitik."
Diese im Büro des Kunst- und Medienstaatssekretärs Franz Morak formulierten Thesen werden an diesem Wochenende im Tiroler Bergdorf Alpbach diskutiert.
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updated: 15.01.2001 by werner
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