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Ein "Övaupeler" als Kulturstadtrat

Michael Häupls Strategie im Kulturkampf

trenk
"Der Standard"-online, 05.03.2001


Die Beleuchtung war schummrig, auf den runden Tischchen im Saal standen kleine Lämpchen mit roten Schirmen samt schwarzer Borte, und auf der Bühne wagte der Bürgermeister einen Striptease. Einen Seelenstriptease: Bei einer sonntäglichen Matinee im Wiener Ensembletheater erklärte Michael Häupl, wie er's mit der Kultur ganz allgemein hält - und mit Peter Marboe, dem bürgerlichen Kulturstadtrat, im Besonderen.

Bis er zum Kern seiner Aussage kam, sollten über eineinhalb Stunden vergehen. Und in diesen durfte sich in erster Linie Ernst Woller, der Kultursprecher der Wiener Sozialdemokraten, an Marboe abarbeiten.

Wieder und wieder betonte er, dass dieser zwar die kulturpolitischen Entscheidungen wunderbar präsentiert, aber verantwortlich für die Erfolge seien eigentlich die Sozialdemokraten: Sie hätten "eine deutliche Steigerung" des Kulturbudgets erreicht, sie hätten Marboe "gezwungen", Public Netbase eine Überbrückungshilfe zu gewähren, sie hätten den Kulturstadtrat "overrult" bezüglich der Zustimmung zum Bau
der Kunsthalle am Karlsplatz. Das Motto der Sozialdemokraten laute daher: Politik machen - und nicht nur verwalten.

Bis dahin schien es, als würden die Sozialdemokraten alles daran setzen, das Kulturressort nach der Wahl zurückzuerobern. Und auch Häupl hatte zu Beginn der von Thomas Mießgang moderierten Diskussion betont, dass man "natürlich den Anspruch auf die Kultur erheben" werde. Doch der Zusatz, dass die Funktion mit einem "weltoffenen Demokraten", auf keinem Fall aber mit einem "Erfüllungsgehilfen der Freiheitlichen" oder gar einer "Dumpfbacke" besetzt werden müsse, hatte ein wenig stutzig gemacht.

Es verwunderte daher nicht, dass jemand aus dem Publikum nachfragte, ob "wir" Peter Marboe ganz dringend brauchen würden. Oder ob es niemanden in der SP gebe, der den Posten übernehmen könne. Mießgang, ehedem Sekretär von Exkulturstadträtin Ursula Pasterk, bemühte sich, dem Bürgermeister zu helfen. Dies seien Fragen, sagte er, die vor der Wahl nicht beantwortet werden könnten. Doch Häupl antwortete. "Brauch ma an Övaupeler als Kulturstadtrat? Wenn's so einfach wäre!"

Hier stehe er nun, sagte Häupl im Sitzen, und könne nicht anders. Ihm gefalle zwar an der ÖVP derzeit "wenig bis nichts". Auch sei es ihm "zuwider", dass der Kanzler zu diversen Vorfällen - wie den
antisemitischen Äußerungen des FP-"Altparteiobmannes" - schweige. Aber er, Häupl, verfolge eine "strategische Zielsetzung": Ihm ginge es darum, dass die Freiheitlichen wieder aus der Regierung verschwinden. "Wir müssen uns daher überlegen, wo gibt es Bündnispartner." Denn entweder siegen "wir" im Kulturkampf, der schon fast ein "Kulturkrieg" sei, oder die anderen: "Ein Machtvakuum gibt es nicht."

Keine Zusammenarbeit mit einem liberalen Christdemokraten anzustreben würde bedeuten, sich einer "wichtigen strategischen Chance zu berauben". Auch wenn er mit einem Mann "mit jesuitischen Anklängen wie Marboe" nicht alle Auffassungen teile. Aber die teile er nicht einmal mit seiner Frau. Verhaltener Applaus der Genossen.

(trenk- DER STANDARD Printausgabe 5.3.2001)


updated: 05.03.2001 by werner
 
 
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