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"Eine Koalition ist keine Liebesbeziehung"

Kunststaatssekretär Morak im Interview mit dem STANDARD




"Der Standard"-online, 28.11.2000; per media observer


Franz Morak ist seit knapp zehn Monaten Kunststaatssekretär. Kein leichtes Amt: Er musste die Subventionen um rund zwölf Prozent kürzen. Aber er realisierte eine Künstlersozialversicherung und eine nationale Buchpreisbindung. Im Gespräch mit Thomas Trenkler versagt er sich zu den Freiheitlichen jeden Kommentar.

Standard: Unter Ihrem Vorgänger Peter Wittmann gab es die Künstlerdemonstration "Umzug der Maroden", unter Ihnen zwar eine krasse Budgetkürzung, aber die Künstler blieben ruhig, einer schrieb gar einen
Liebesbrief. Worauf führen Sie das zurück?

Morak: Entschuldigung, das hab' ich nie hinterfragt. Ich hab' am Anfang gesagt, ich möchte arbeiten - zum Wohle der Künstler. Und die Bilanz der ersten zehn Monate ist atemberaubend, was die Umsetzung der Forderungen der Künstlerschaft betrifft - wie die Künstlersozialversicherung. Und die Buchpreisbindung hat im europäischen Kontext fast Vorbildwirkung. Wir haben das Mögliche ermöglicht. Und nicht versucht, das Unmögliche möglich zu machen - und zu scheitern.

Standard: Eine Flanke haben Sie aber offen gelassen: Public Netbase im Museumsquartier. Wenn Sie diesen Verein subventionieren würden, hätten Sie Frieden. Warum geben Sie ihm nicht das Geld?

Morak: Schon vor meinem Amtsantritt hat es den Beiratsbeschluss gegeben, eine Evaluierung durchzuführen. Und ich hab' gesagt: Okay, also macht's das. Man muss einfach einen Standard vorgeben, damit man glaubwürdig ist bei der Vergabe von Steuermitteln. Kunstpolitik ist zwar auch eine Frage des Überbaus, aber letzten Endes eine Frage des Geldes. Und ich werde weiterhin nicht zögern, Beiratsempfehlungen umzusetzen. Einfach um Verfahrensabläufe in den Griff zu kriegen. Es wird auch einen Beirat geben, der sich ausschließlich mit den Neuen Medien beschäftigen und hochqualifiziert besetzt sein wird.

Standard: Nicht so schnell! Wie schaut der Überbau aus?

Morak: Kreativität wird zunehmend ein Teil der Wirtschaft. Das ist eine spartenübergreifende Angelegenheit zwischen dem Finanzminister, dem Wirtschaftsminister, mir und vielen anderen. Zum anderen müssen wir uns bei Budgets, die so sind, wie sie sind, auf das konzentrieren, wovon man meint, dass es im Augenblick wichtig ist. Ich glaube, dass wir gewisse Defizite im Tanzbereich haben.

Standard: Das hat Wittmann auch behauptet. Er wollte einen Kurator für Tanz, den Sie nun nicht mehr bestellt haben. Wo liegen also die Unterschiede zu den Sozialdemokraten - abgesehen von Ihren Schlagwort
"Kreativitätswirtschaft"?

Morak: Entschuldige! Eben die Kreativitätswirtschaft! Zudem müssen sich die Partizipationsmodelle verändern. Wir lassen jetzt erheben, was mit dem Steueraufkommen passiert, wenn wir Kunst und Denkmalschutz absetzbar machen. Wir finden, dass nur mehr das zentral finanziert werden kann, was schützenswert ist, wo sich der Künstler nicht mehr allein helfen kann.

Standard: Schwierige, spröde Kunst wird nicht . . .

Morak: Sie können sehr wohl schwierigste Kunst verkaufen, wenn Sie sie verkaufen können! Lawrence Weiner reüssiert am Markt! Wenn wir das an den Staat delegieren, ist halt die Beteiligung relativ schütter. Wenn wir aber Anreizsysteme schaffen . . .

Standard: Sie wollen vieles dem Markt überlassen, Sie wollen eine unabhängige Medienbehörde, Sie wollen weitere Beiräte. Doch wie erfolgt die Besetzung? Mit Personen, die ins Überbau-Konzept passen?

Morak: Das funktioniert ja gar nicht! Außerdem will ich keine uniforme Kunst haben. Ich suche mir Mitarbeiter, die mich ergänzen, meinen Horizont erweitern. Und die Beiräte sehe ich auch so. Ich versuche,
dafür die bestmöglichen Fachkräfte zu holen.

Standard: Der Kunstbeirat soll mit Peter Weibel, Birgit Jürgenssen, Dorit Margreiter und Edelbert Köb besetzt werden.

Morak: Es läuft in diese Richtung, ist aber nicht fix.

Standard: Ist es vernünftig, wenn jemand in zwei Beiräten sitzt? Im Verleger- und Kunstförderungsbeirat?

Morak: Wieso nicht? Wenn jemand was weiß, dann weiß er was.

Standard: Ist es okay, wenn ein Beiratsmitglied ein Ansuchen an den Beirat stellt?

Morak: Schauen Sie, dieses Problem haben Sie immer. Optisch ist das aber natürlich keine glückliche Lösung.

Standard: Gibt es telefonische Weisungen Ihres Büros, den einen oder anderen Förderantrag positiv zu erledigen?

Morak: Wir sind ein ziemlich weisungsloses Büro. Wir haben einen unglaublich guten Zugang zu unseren Mitarbeitern in der Beamtenschaft, egal ob die jetzt Ungar oder Koll oder Hörhan heißen.

Standard: Gibt es eine Weisung aus Ihrem Büro, Kirchenmusik stärker zu fördern?

Morak: Ist mir nicht bekannt.

Standard: Der Freiheitliche Karl Schweizer sprach sich gegen die Förderung von Public Netbase aus, da der Verein nicht die Hand, die einen füttert, beiße, sondern in die Halsschlagader. Wie gehen Sie mit einem solchen Satz um?

Morak: Sie werden nicht von mir erwarten, dass ich einen Abgeordneten kommentiere, der reden kann, was er will. Ich fühle mich da weder genötigt noch aufgefordert.

Standard: Wie kommentieren Sie die Entmachtung von Arnulf Rohsmann, dem Leiter der Kärntner Landesgalerie?

Morak: Ich kenne nur die Erregung im Standard. Mein Kontakt zu Herrn Rohsmann war zufriedenstellend bezüglich des geplanten Gironcoli-Museums. Dieses wurde auch von Doktor Haider getragen.

Standard: Die Zustände in Kärnten sind vielleicht nicht die angenehmsten.

Morak: Wir sollten ein bisserl hysteriefreier über diese Sachen reden. Und nicht aus jedem einen Widerstandskämpfer machen. Weil das ist in der Diktion verfehlt. Ich verstehe darunter etwas ganz was anderes.

Standard: Gehen wir weg von einem konkreten Fall. Die Freiheitlichen haben doch auch Auswirkungen auf Ihre Kulturpolitik.

Morak: Buchpreisbindung, Sozialversicherung etc. sind im Konsens passiert. Es gibt so etwas wie ein Koalitionsübereinkommen, und das wird abgearbeitet. Und dann muss man auch noch zur Kenntnis nehmen: EineKoalition ist keine Liebesbeziehung.

(DER STANDARD, Print-Ausgabe, 28. 11. 2000)


updated: 01.12.2000 by werner
 
 
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